Samstag, 25. Juni 2011

Aller guten Dinge sind drei...

... oder auch nicht :-/. Nach vier anstrengenden Seminar- und Turniertagen bin ich jedenfalls zu der Erkenntnis gelangt, dass es vorläufig bei diesen drei Versuchen bleiben wird, mit dem Rattenhörnchen auf einem Turnier zu starten.

Dabei fing alles so gut an. Soa war vergleichsweise entspannt. Sie ließ sich sogar auf Zergelspielchen ein. Der Parcours von Richterin Martina Weß war sehr schön - zwar mit Tücken, aber machbar und vor allem: ich konnte mir (oh Wunder) auch wieder die Reihenfolge merken! Und was am wichtigsten war: ich war in keinster Weise aufgeregt und tatsächlich die Ruhe selbst.

So gut aufgelegt gingen wir an den Start eines sehr schönen Miniturniers mit übersichtlichen 48 Starten auf "unserem" Hundeplatz in Norheim. Doch schon am Start war Soa schon wieder dieses ungute Gefühl anzusehen. Ihre Ohren standen auf Halbmast und sie beäugte argwöhnisch das Umfeld. Und so hatten wir dann auch gleich am dritten Hindernis unsere erste Verweigerung, als sie an mir hochsprang und versuchte mich vom Platz zu führen *gg*. Ich konnte sie noch überreden, ein paar Hindernisse zu bewältigen, doch als sie statt des Tunnels dann doch lieber den Steg wählte, da dieser zum Ausgang führte und sowieso auch einen besseren Überblick über die unbehagliche Situation erlaubte, hatte sich unser A-Lauf wieder mit einem Dis erledigt. Trotzdem ließ sie sich erweichen, den Parcours mit mir zu Ende zu laufen, was noch ein wenig Hoffnung auf das Jumping zuließ.

Ohne Erwartungen und frei von jeglicher Anspannung ging ich mit dem Sensibelchen an den Start. Dieser klappte auch noch relativ gut, aber schon am Anfang war Soa überaus deutlich anzumerken, dass sie vom Gekläff der Hunde am Parcoursrand mehr als beeindruckt war. Und so fand sie es wieder erforderlich, die Umgebung zu sichern anstatt auf mich zu achten, was uns, wie sollte es auch anders sein, unser nächstes Dis bescherte. Aber egal, selbst ein 0-Fehler-Lauf hätte nichts an meiner Entscheidung geändert. So hat Agi nichts mit Spaß zu tun. Einem Hund, der nur noch entweder ängstlich an mir klebt oder sich verschreckt nach allen Seiten umsieht und nach einem Fluchtweg sucht, möchte ich den Turnierstress nicht zumuten.

Nach dieser weiteren ernüchternden Erfahrung wurde unsere Meldung für den 13. und 14.08. zurückgezogen und wir konzentrieren uns nun wieder ganz entspannt auf den Kern der Sache: Agility is Fun! Das Training selbst findet Soa nach wie vor gut und sie ist mit Eifer dabei, wenngleich es für sie noch immer Wichtigeres gibt und sie sich durchaus auch ein Leben ohne Agi vorstellen kann. Und solange sie nicht wenigstens so närrisch auf das Gerenne im Parcours ist, dass ihr solche Dinge wie Gekläff, Applaus, Lautsprecher und anderes nebensächliches Gedöns am Pelzpopo vorbei gehen, werden wir uns weiterhin aufs Training beschränken.

Dank des besten Mannes von allen gibt es vom Miniturnier und unserem unrühmlichen Auftritt auch wieder sehr schöne Fotos:

Mittwoch, 22. Juni 2011

Und Agility is DOCH Fun!

... Nämlich genau dann, wenn man an einem Seminar von Sabine Zepf und Hinky Nickels teilnimmt. Die Beiden bewiesen eine unendliche Geduld, auch dem schlimmsten Bewegungslegastheniker wenigstens ein klein wenig mehr Gefühl unter anderem auch für Führtechnik zu vermitteln. Während des 2-tägigen Seminars stand dabei immer das Wohl des Hundes im Vordergrund. Die richtige Motivation unserer Vierbeiner in Verbindung mit einer klaren Führung, die eine möglichst schnelle aber, noch wichtiger, auch eine möglichst gelenkschonende Bewältigung der Hindernisse erlaubt, das ist es was am Ende ein gutes Team ausmacht.

In kleinen Spielchen übernahm jeder einmal die Rolle des Hundes, um dabei dessen Sichtweise besser zu verstehen. Dabei wurde einem peinlich bewusst, wie schwer es unsere Hunde doch allzu oft mit uns haben.

Das Rattenhörnchen benahm sich während der beiden Tage soweit ganz ordentlich... solange niemand IHREM Zelt in die Quere kam. Schließlich war es auch IHR Hundeplatz, IHR Parcours, IHR Revier und überhaupt, für ihren Geschmack war hier viel zu viel Durcheinander und sie hätte sich am liebsten aufgemacht, sämtliche Hunde in Reih und Glied und am besten nach Größen und Farben sortiert aufzustellen und dingfest zu machen. Im Parcours war sie jedoch ganz bei der Sache und wir wurden von Sabine nach einem Lauf sogar einmal als Streber bezeichnet *lach*. Bei dieser einen Glanzleistung blieb es allerdings auch. Damit dürfte dann außer Frage stehen, dass wir noch unendlich viel Verbesserungspotential haben.

Zu Beginn des Seminars war ich noch skeptisch. Die Beiden bewiesen aber ein wirklich gutes Händchen dafür, auch Anfänger ohne Umschweife auf ihre Schwächen und Fehler hinzuweisen, jedoch ohne dass  sich jemand dabei blöd fühlen musste... es sei denn, er wollte das unbedingt ;-). Wir konnten an diesen beiden Tagen mit viel Spaß sehr viel lernen und viel mitnehmen. Für mich heißt das, in erster Linie mehr Vertrauen in das kleine Ungeheuer zu setzen, um nicht durch die eigene Unsicherheit noch mehr Stress zu verbreiten... *ommmmmm*... ich arbeite dran. Versprochen Soa! Nächstes Jahr sind wir, wenn wir dürfen, auf alle Fälle gerne wieder mit dabei.

Hinkys Schlusswort gefiel mir persönlich am allerbesten und sollte jedem Hundefreund tief unter die Haut gehen: "Bitte vergesst bei allem sportlichen Ehrgeiz nicht eueren besten Freund an euerer Seite!" Gute Worte von einem großartigen Sportler und Hundemenschen *verneig*.

... und dass Ciska für Dich der einzige Belgier ist, den Du magst... *räusper*...  na gut, Du hast Glück, mein lieber Hinky... würde ich Ciska nicht selbst kennen und auch ganz fantastisch finden, Du wärst glatt zum Staatsfeind Nr. 1 erklärt worden...

... so will ich diesen Ausspruch mal verzeihen und ganz einfach großzügig annehmen, Du kennst sonst gar keinen Belgier! Und, ja OK, die Geschmäcker sind eben  verschieden und so hat es mir ja auch bei Sabine noch viiiiel besser gefallen *grins*! 


Seminarfotos vom Rattenhörnchen selbst gibt es leider nicht - nur ein paar Fotos vom coolen Paul und ein paar Schnappis von einer der fünf Gruppen.

Wer sich die Fotos gerne größer antun möchte, bitte einfach anklicken:

Dienstag, 14. Juni 2011

Ernsthaftes Funturnier

Direkt einen Tag nachdem wir unser erstes offizielles Turnier in den Sand gesetzt hatten, waren wir in Ingelheim zu einem Funturnier gemeldet. Die Gelegenheit auszutesten, ob es bei Soa nur eine Abneigung gegen den Platz war oder ob sie eine Turnierphobie entwickelt hatte. Bei vorherigen Funturnieren hatte sie mit der Atmosphäre kein Problem. Auch als Turnierbesucher war sie bisher stets nur neugierig und begierig darauf, im Parcours mitzumischen. Vielmehr sie brannte darauf, anwesende Hunde nach Rasse, Größe und Farbe zu sortieren *lach*.

Nach der bescheidenen Erfahrung am Vortag machte ich mich, völlig ohne Erwartung mit dem besten Mann von allen sowie Rio (dem besten Hund von allen - jaaaawohl) als Verstärkung, auf den Weg. Soa sollte einfach nur laufen, sich wieder an das Turniergedöns gewöhnen und im günstigsten Fall auch merken, dass dort weder Schreckgespenster umtreiben noch aus irgendeiner Richtung Gefahr droht.

Bei Betreten des Platzes war Soa locker drauf. Hunde wurden inspiziert, Bekannte begrüßt und das Gelände erkundet. So quartierten wir uns in der Nähe des Startbereiches im Pavillon unserer Mannschaftskollegen ein. Bei der folgenden Begrüßung durch den Veranstalter wurden wir darüber aufgeklärt, dass Motivationsgegenstände im Parcours nicht erlaubt seien und Fehler, genau wie in offiziellen Turnieren gewertet würden. Es war offensichtlich, dass es sich hier, ganz anders wie in Heidesheim, um ein äußerst ernsthaftes Funturnier handelte. Funfaktor = verschwindend gering bis stark gegen null... hier stand der sportliche Ehrgeiz an erster Stelle. Sei's drum - Soa war in alt gewohnter Manier flippig aber entspannt und so würden wir das schon irgendwie bewältigen... oder auch eben nicht.

Kurz vor der Parcoursbegehung war Soa dann doch wieder das Schreckgespenst erschienen. Es musste dem wieder einmal übersteuerten Lautsprecher entstiegen sein - nicht so heftig wie zuvor in Dreieich, aber dennoch hatte es seine Wirkung nicht verfehlt. Mein Mädchen verdrehte wie schon tags zuvor die Ohren, die Konzentration war dahin. Das Auftauchen zweier frech kläffender Groenendaeldamen im Startbereich bestätigte ihre Befürchtung, dass uns der böse Geist des Belgierturniers bis nach Ingelheim verfolgt hatte. Fortan ließ sie die Umgebung nicht mehr aus den Augen... na toll *grmpf*.

Trotz allem war ich vollkommen entspannt. Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich eben doch gänzlich ungeniert. Da ist tatsächlich was dran :-). Nach der Freigabe verzichtete ich auf ein Bleib und wir legten sofort einen fliegenden Start hin. Noch vor der zweiten Hürde sprach ich sie zwar rechtzeitig für die Linkswendung an, aber der unselige Geist hatte ihr wohl gerade ein bedrohliches "Buh" ins Plüschohr geraunt und mich damit übertönt. So huschte sie einfach mit einem verschreckten Satz geradeaus in den Slalom. Egal, immerhin wollte sie arbeiten und Slalom macht ihr nun mal Spaß. So versuchten wir wenigstens dem Motto "Agility is fun" ein klein wenig Bedeutung zu verleihen und machten mit den Hindernissen nur das was ihr auch Spaß machte :-). Das Jumping verlief ähnlich kreativ. Trotzdem belegten wir in der A1 mit unseren beiden DIS unter 9 Startern noch den 8. Platz *lol* und durften sogar noch eine reich gefüllte Leckerlitüte nebst Urkunde mit nachhause nehmen.

"Hey, hier spuckt's auch! Kannste mal den Knipskasten beiseite legen und mich retten?"
Blick und Ohrstellung sagen schon alles. Kurz entschlossen verzichteten wir beide auf unsere sonst übliche Startposition "Mitte", bei der sie sich zwischen meine Füßen setzt, um dann brav auf ihr Startsignal zu warten. So gab es direkt einen fliegenden Start, denn so ganz alleine und verlassen da vorne warten, nee, das geht ja gar nicht.

Im Gegensatz zu manch anderem Hund macht ihr zumindest der Slalom Spaß und sie arbeitet ihn zügig und selbstständig... und notfalls auch ganz ohne mein zutun *gg*


Endspurt... Soa war wieder ansprechbar und legte eine flotte Sohle aufs Parkett

Nun denn, das sieht jetzt nicht gerade nach einer vielversprechenenden Agikarriere für uns aus, was nicht zuletzt auch auf meinen unorthodoxen Führungsstil auf mentaler Ebene zurückzuführen ist, wie mir kürzlich eröffnet wurde. Langsam sollten wir uns Gedanken machen, ob diese Art von Beschäftigung die geeignete für uns ist oder ob wir nicht besser ein paar Schafe für unseren Hütefreak organisieren. Bei Ingos eher praktischer Einstellung zu Nutzvieh werden diese aber mächtig Probleme haben, ihre Figur zu erhalten. Magersüchtige Schafe sehen zumindest geschoren nicht wirklich gut aus.

Bei Soa liefen die Wollträger wahrscheinlich eher Gefahr ein Leckekzem zu bekommen. Sie muss alles Erreichbare zuerst einmal ablutschen und nach Möglichkeit in Grund und Boden "pflegen". Unser genervtes Würstchen kann davon ein Lied singen. Zumindest hat die Kleine zu keiner Zeit mehr triefende Augen... allzeit spiegelblank geputzt *gg*.

Ihr Putzfimmel kennt nahezu keine Grenzen! So hatte sie vor einigen Tagen versehentlich auf dem Seitenstreifen des Wirtschaftsweges eine Maus umgerannt. Von den 17kg unseres Rattenhörnchens dahin gerafft, purzelte die Maus über den Asphalt und blieb regungslos liegen. Erstaunt untersuchte Soa das Unfallopfer und leitete unverzüglich Widerbelebungsmaßnahmen ein, indem sie das kleine, graue Etwas von vorne bis hinten abschleckte und immer wieder mit schief gelegtem Kopf von allen Seiten musterte. Ingo,  Rio und sogar Sky hätten diesem Drama ein ganz anderes Ende beschert... *haps*. Ich forderte Soa leise auf, das Mäuslein doch besser in Ruhe zu lassen und unseren Weg fortzusetzen. Sie folgte bereitwillig. Schließlich wartete noch mehr Arbeit auf sie: sie konnte die anderen drei ja unmöglich noch länger ohne Aufsicht lassen ;-).

Die Maus, von der freundlichen Sanitäterin mit dem heißen Atem befreit, sprang auf und setzte zeternd ihren Weg fort, was Soa zwar bemerkte aber nicht mehr weiter interessierte. Ihre Prioritäten lagen längst wieder beim Hunde hüten. Ist sie nicht ein Schätzchen? Ja doch, das ist sie... zweifellos! Bei Ingo wäre die Maus auf jeden Fall ganz klar ein Fall fürs Mausoleum geworden ;-).

Montag, 13. Juni 2011

Was Soa mit Toyota gemeinsam hat: ...

... "Nichts ist unmöglich!"

So, jedenfalls, lautete einmal ein Werbeslogan dieses "Reiskochers" *gg* und auch unser Rattenhörnchen weiß noch immer zu überraschen, wenngleich auch nicht in höchst erbaulichem Maße. Ausnahmsweise kann sie aber wirklich nichts dafür, sondern vielmehr hat ihre Vergangenheit einen nicht unwesentlichen Anteil daran, dass sie so ist wie sie nun mal eben ist.

Nach den vergangenen, ganz respektablen Trainingseinheiten, an denen sie sichtlich ihre Freude hatte, meldete ich uns zu unserem ersten offiziellen Agiturnier beim DKBS-Jahrestreffen in Dreieich an.

Früh morgens um 07: oo Uhr (also quasi mitten in der Nacht *hmpf*) machten wir uns, etwas müde aber gut gelaunt, mit unseren Mitstreitern auf den Weg. Soa verschlief fast die komplette Anfahrt.

In Dreieich angekommen wurden aus dem Auto heraus sofort alle gesichteten Belgiernasen, wie immer, ordnungsgemäß verbellt *seufz* - zweimal bei Ingo abgeschaut und schon verinnerlicht *noch mal seufz*. WAAARUM zum Teufel können sich diese Terroristen nicht einmal etwas Nettes oder gar Nützliches abschauen??? Als sie jedoch aus dem sicheren Auto heraus durfte, zeigte sie sich insbesondere von den riesigen, aufgebauschten Tervuerenrüden außerordentlich beeindruckt, verkniff sich jegliches Gekläff und trottete brav neben mir her. Kein Ziehen und Zerren an der Leine... seltsam. In der Regel gibt sie mir immer das Gefühl, dass einer meiner Arme mindestens 20cm länger geworden ist.

Das Einmessen absolvierte sie jedoch wider Erwarten mit Bravour und ließ sich locker von ein paar umstehenden Personen und der netten Richterin durchknuddeln. Nun ist es also amtlich: unser Rattenhörnchen misst sagenhafte 60cm, was selbst die Richterin kaum glauben konnte und dieses Gardemaß nochmals mehrfach akribisch überprüfte. Wow... 60cm bei 17kg... wenn das mal keine Modelmaße sind. Jaaaa OK, zugegeben, zum modeln fehlt noch ein wenig Oberweite. Aber auch das kann ja beim Junghühnchen noch werden *gg*. Ursprünglich wollte ich sie bei diesem Treffen auch zur Ausstellung melden, was ich aber dann doch bleiben ließ in der Gewissheit, sowieso das schönste Tervuerenmädchen zu haben, das diese Welt je gesehen hat. Was braucht's da noch eine richterliche Bestätigung? Geschenkt! *pfff*

Da wir bis zum Start noch Zeit hatten, vertraten wir uns ein wenig die Beine und erkundeten den schönen Turnierplatz. Soa bewunderte noch einige imposante aber freundliche Rüden, flirtete hier und da ein wenig, düste einige Male sehr gehorsam ohne Leine mitten im Trubel über eine THS-Strecke, die am Rand des Platzes aufgebaut war und turnte fröhlich über die Wippe, die am Rand des Parcours rum stand. So war ich guter Dinge, dass sie auch im Parcours mitarbeiten und nicht gar, wie so oft schon, eigenen Hobbys nachgehen würde. Die Parcoursbegehung stimmte mich noch zuversichtlicher. Ich konnte mir tatsächlich die Reihenfolge merken, was schon an ein Wunder grenzt, und glaubte auch, die kleine Hibbelige hier schön flüssig führen zu können.

Kurz vor unserem Start stieg natürlich meine Anspannung, was am anderen Ende der Leine keineswegs unbemerkt blieb. Im Startbereich wurde Soa direkt von einem großen Rüden in Empfang genommen, der sich, ihrer Meinung nach, bedrohlich über sie beugte und sie völlig einschüchterte. Also wichen wir ans hintere Ende bis zum Zaun zurück. Zu allem Überfluß gab es dann genau hinter diesem Zaun eine kurze Beißerei zweier Grönirüden, die von den schreienden Haltern unterbunden wurde. Durch deren Maßregelung schrieen nun auch die Hunde. Soa war geschockt - solche Keilereien findet sie äußerst überflüssig und versucht ihnen immer großräumig auszuweichen und vor Schmerz oder Schreck jaulende Hunde sind bei ihr ein absolutes no go. Im gleichen Moment schepperte dann auch noch eine Frauenstimme aus dem übersteuerten Lautsprecher direkt neben uns, begleitet von Gejohle und Applaus und um mein Sensibelchen war's geschehen. Sie kniff soweit den Schwanz ein, dass er fast beim Hals wieder zum Vorschein kam, schaltete das Allradgetriebe und den Turbolader ein und wollte mit fliegenden Fahnen nur eins: bloß weg hier! Derart verschreckt hatte ich sie noch nie erlebt. Von diesem Moment an horchte sie nur noch angespannt auf jedes Geräusch und beschloss, dass selbst eine zugeschlagene Autotür außerhalb des Geländes mit Sicherheit todbringend war. Sie stand so unter Strom, hätte ich nur gehüstelt, sie wäre in hellem Entsetzen aus dem Fell gesprungen.

In diesem wenig hilfreichen Zustand waren wir dann an der Reihe. Ich nahm das Geschirr ab und wagte nicht einmal zu hoffen, dass sie am Start warten würde. Sie blieb aber, wenn auch mit nach hinten gedrehten Ohren, tapfer sitzen und erbrachte so gesehen hier eine echte Glanzleistung. An eine Führung im Parcours war allerdings nicht mehr zu denken. Ich ließ sie einfach nur laufen, die Richtung stimmte grob. Auf der A-Wand oben angekommen, nutzte sie ihre erhöhte Position gleich, um eingehend die Umgebung zu sichern. Dann wählte sie die Wippe, die ihr in der Nähe des Ausgangs recht passend erschien und arbeitete zum ersten Mal seit langer Zeit eine perfekte Kontaktzone, von der sie, zur hellen Freude der Fotografen *g*, kaum noch herunter zu bewegen war. Dann aber schnell noch der Zielsprung und mit unserem ersten offiziellen Dis ging es nix wie raus.

Das war er nun, unser erster Turnierstart... ein sehr individueller Parcours und ein völlig verängstigtes Kind, das einem einfach nur leid tat. "Agility is fun" sollte wahrlich anders aussehen. Mit einem Dis durch ihre sonst übliche, flippig-freche Ader hätte ich weitaus besser leben können. Das darauf folgende Jumping wollte ich am liebsten sofort canceln. Der Vorschlag der Richterin, zur Motivation gleich ein Dis mit Spielzeug oder Leckerlis zu laufen war jedoch einen Versuch wert. Und nachdem sie sich wieder entspannt hatte, wagten wir einen erneuten Start. Leider war sie auch damit nicht zu überzeugen. So nahm sie sehr elegant noch die ersten 3 Hürden, lief am Tunnel vorbei, schlug dann den direkten Weg zu unserem Sessel ein und schickte sich an, dort über die Absperrung zu klettern. Um sie nicht wieder zu diesem höchst bedrohlichen Platz zurückbringen zu müssen, hob ich sie über den Zaun und drückte sie einer leicht irritierten Elke in den Arm, die dort bereit stand um mir eine Leine zu reichen. Ich habe keinen Schimmer, welche Art von Geist ihr in dem Startbereich erschienen war. Aber eines ist klar, wenn sie der Meinung ist, dass dort ein Tervueren mordender Geist umtreibt, dann hat sie damit auch verdammt noch mal Recht.





Beim Ausklang dieses denkwürdigen Turniertages, den wir am besten schnell aus unserer Erinnerung verbannen sollten, prangen also auf unserer Leistungskarte die ersten 2 Dis, wir sind um eine weitere Erfahrung reicher und ich hab wieder was gelernt: Auch ein freches Rattenhörnchen hat seine sensible, oder sollte ich besser sagen hysterische Seite... und...: NICHTS IST UNMÖGLICH *seufz*.

Dass unser unrühmliches Treiben sogar fotografisch dokumentiert wurde, verdanke ich einer lieben, fleißigen Leserin unseres Blogs. Sie hätte sich unser "schlimmes Kind" mit Sicherheit auch anders vorgestellt *gg*. Vielen lieben Dank für die Fotos, hab mich sehr gefreut, Dich kennen zu lernen!!!

Am Start ist Soa zu allem bereit, zumindest was einen fliegenden Start in den sicheren Sessel angeht. Ein glücklicher Hund sieht anders aus :-(

Wenn ich groß bin werd' ich Luftraumbeobachter.
Ihr Stress ist nicht zu übersehen... armes Kind. 
Na ja, 2 on 2 off geht etwas anders, aber freiwillige (Dauer-)Kontaktzone, das gab's noch nie... war doch mehr sowas wie ein Sitzstreik :-/

Nach langem Schlottern und Sabbern völlig erledigt eingeschlafen

Bin wach, können wir endlich nachhause?

Wie sehr genoss Soa später Zuhause unsere lang ersehnte Hunderunde mit der ganzen Bande. Sie drehte völlig entfesselt und unermüdlich ihre Runden, versuchte dabei Rio in Schach zu halten und Ingo zu etwas mehr Eile anzutreiben ohne dabei die Umgebung aus den wachsamen Mandelaugen zu verlieren. Alles musste im vorbei düsen untersucht werden. Dabei raste sie kurz eine Abzweigung im Feldweg nach unten und verschwand für einen kurzen Moment außer Sichtweite. In eben diesem Moment fiel dort ein Schuss... vollkommen handlungsunfähig war ich noch nicht einmal in der Lage zu schreien... einfach nur ungläubig erstarrt... . Ich kann nicht sagen wie lange es dauerte, vielleicht 2 Sekunden, vielleicht mehr oder auch weniger? Für diesen Augenblick hatte ich jegliches Zeitgefühl verloren. Der gigantische Stein, der mir vom Herzen fiel, als Soa fröhlich, wohlbehalten und ohne einen Kratzer zurück gehüpft kam, hatte jedenfalls ebenso unbeschreibliche Dimensionen. Ob nun dieser Schuss als Warnung gedacht war oder ob dieser ... um dafür das passende Wort zu finden müsste ich meine Erziehung vergessen - nennen wir ihn also einfach Crétin,  schlicht und ergreifend vorbei geschossen hatte, werden wir wahrscheinlich nie erfahren. Auch am nächsten Tag verfolgte besagter Crétin unsere Gassirunde mit dem Jeep und ließ an seinen Absichten wenig Zweifel aufkommen. Da ihm vor etwa 3 Jahren in unmittelbarer Nähe unseres Hauses schon ein wunderschöner Maincoon-Kater zum Opfer gefallen war, kann man die Version mit dem Warnschuß getrost vergessen. Er hatte Soa lediglich verfehlt... sie wäre um ein Haar tot gewesen... weg... einfach so, von einer Sekunde auf die andere!!! Irgendwie kann ich das alles gar nicht fassen. Was für ein Obera... und was für ein besch... Tag!