Donnerstag, 24. März 2011

Das kann nicht gut sein!

Trotz allem... ich staune noch immer, über das gar nicht mehr so schlimme Kind und über den Ausgang unseres ersten Agility-Funturnierstarts.

Sonntagmorgen früh um 07:00 Uhr, also quasi mitten in der Nacht *ächz*, begann mein Tag alles andere als gut. Gerade aus dem Bett gequält und durchs Bad gewankt, wollte ich zuerst (wie immer) die Hunde raus lassen. Eigentlich waren wir nach ihrer Uhr ja mindestens 1 Stunde zu früh dran. Soa hüpfte wie eine Irre (auch wie immer) an mir hoch, biss mir wie gewohnt *Augen roll* in Arme, Beine, sonst wohin, während ich versuchte, meine Schuhe anzuziehen. Dabei sah ich plötzlich im Augenwinkel, wie die Göre hinter mir in aller Selbstverständlichkeit (nein, nicht wie immer) in den Rohbau pinkelte. Der augenblicklich folgende Anschiss hatte sich gewaschen, der Boden hingegen leider nicht. Der hatte eine Wäsche jetzt erst noch dringend nötig. Mann! Und ich dachte, wir hätten es endgültig geschafft und das schlimme Kind wäre endlich "trocken" *grummel*. Große Eile konnte bei dieser Aktion nicht im Spiel gewesen sein, denn kurz vorher hatte der Chef des Hauses ihr schon einmal die Gelegenheit gegeben, nach draußen zu gehen. Aber nein, Madame lehnte zu dem Zeitpunkt dankend ab.

Also war nach der Reinigungsaktion mein Zeitplan völlig hintendran und ich nicht unbedingt bester Stimmung. Das konnte ja heiter werden. Auf dem Weg zum Turnier taten der Anblick der überfahrenden Katze am Fahrbandrand und Grönemeyer im Radio (ich hasse das Genuschel und Genöhle von diesem Knilch!!!) ihr Übriges. Klarer Fall, heute war nicht mein Tag und am liebsten wäre ich postwendend nach Hause gefahren.

Auf dem Platz angekommen war jedoch aller Frust schnell verflogen. Strahlender Sonnenschein, ein fast trockener Platz, gut gelaunte Menschen, friedliche Hunde, ein für uns reserviertes schönes Plätzchen direkt am Parcours, ein urbequemer Stuhl... was will Frau mehr?

Die Kamera hatte ich vorsorglich eingepackt, hatte aber nicht die Nerven zum fotografieren - viel zu groß war die Sorge, mit meiner Leistung die Mannschaft im Regen stehen zu lassen und vor allem, dass mein Untier sich im Parcours mal wieder von mir verabschiedet und eigenen Hobbys nachgeht. Soa dagegen war unerwartet ruhig und ausgelichen, von ein paar halbherzigen Versuchen, den Leinenrambo rauszukehren mal abgesehen. Ich glaube auch fast, sie war die Einzige, die an diesem Morgen (wie immer) ausgiebig gefrühstückt hatte. So ein dürres Hühnchen kann man ja auch unmöglich noch fasten lassen... nee, nee, geht gar nicht!

Dann kam die Parcoursbegehung. Elke als erfahrene Turnierläuferin gab uns Anfängern dabei unbezahlbare Schützenhilfe. So wurde ich ein paar mal wie auf Schienen durch den Gerätepark geschoben, bis der Kurs halbwegs im blutleeren Hirn eingebrannt war.

In meinen Augen war es von allergrößtem Vorteil, dass die Minis vorher den gleichen Parcours gelaufen waren und man schon mal hatte zusehen können. Aber irgendwie sah das von außen alles so verwirrend aus. Mannschaftskollege Paulchen hatte schon einen fulminanten Lauf vorgelegt, den er mit null Fehlern beschlossen hatte... rattenscharf!!! Glückwunsch Paul!

Noch 9 Starter vor uns. Bis dahin sollte man es doch gerafft haben... hoffentlich bleibt Soa bei mir... *schlotter*. Die Durchsage: "es hält sich bereit XY und... "... ups... das sind ja schon wir. OK, noch 2 vor uns und wir begucken uns das jetzt mal vom Start aus. Jetzt nur noch ein Starter... Ommmmmmmmm... ganz ruhig bleiben. Wie? Was'n jetzt los??? Das Mädel bricht vor dem Start ab, weil ihr Hund sich fest geschnüffelt hat und knurrend gegen einen Start protestiert. Wir sind dran! Nee, nee, nee, so war das nicht geplant!!! Ich wollte doch erst noch mal kucken wie das geht.

Auf Elkes Anweisung warten wir brav das OK des Richters ab und begeben uns zum Start, an dem Soa sich augenblicklich genau so fest schnüffelt wie der Rüde vor uns - OH GOTT, so wird das nix! Zu meiner Verwunderung ist das Kind aber auf meinen Ruf hin sofort wieder im Hier und Jetzt und los geht's. Die ersten paar Hindernisse klappen sogar mit Wechseln, die noch immer nicht wirklich meine Welt sind. Irgendwo mittendrin verließ mich dann das Gedächtnis. Kurz vor dem Sacktunnel war ich planlos und Soa ergriff die Initiative: *schwupps*... rein in den Sack. Vorsichtshalber blieb sie im Ausgang stehen und versicherte sich erst mal, ob das auch wirklich so richtig war. Der rote Stoff zierte dabei sehr cool ihren Rücken wie ein Umhang. Mein Hund hatte mir gerade den Allerwertesten gerettet! Also, alles super und ab in den heiß geliebten Tunnel und gaaaanz vorsichtig über den Steg. Der könnte sich ja vielleicht doch noch als Wippe enttarnen *lach*. Noch schnell ein paar Hüpfer und fertig.

Puh *schwitz*... was war ich glücklich, dass wir durch waren, ohne dass Soa abgehauen ist! Damit war mein Ziel des A-Laufes erreicht und ich war stolz auf sie!!! Zurück bei der Mannschaft wurde mir dann eröffnet, dass wir einen 0-Fehler-Lauf hatten. *ungläubig guck*... bis zum Schluss war ich mir noch nicht einmal sicher, ob unser Kurs überhaupt richtig war. Durchsagen jeglicher Art kamen während des Laufes gar nicht in meinem Hirn an und ich hätte noch nicht einmal ein Dis registriert. Von der Rundenzeit wollen wir mal besser nicht reden. Ich glaube, Soa war über mein Schneckentempo derart besorgt, dass sie mich die ganze Strecke über vorsichtshalber überwachte... wer weiß, wo die Alte sich sonst noch hin verläuft *lach*.

Beim zweiten A-Lauf versuchte ich das Ganze dann etwas flotter. Zeitmäßig war das auch OK, aber irgendwie kam das was die Füße machten nicht rechtzeitig im Kopf an und so war meine Koordination ein wenig daneben und brachte uns eine Verweigerung ein. Tut mir leid, Soa, ich gelobe Besserung! Meine Kleine fand ich in dem Lauf wieder einfach nur toll. Ich hätte sie umknutschen können.

Die lange Pause bis zum Jumping nutzten wir zur Gassirunde auf der schönen Rheinwiese, sicherheitshalber an der 5m-Leine, um nicht die zahlreichen Spaziergänger dort zu Tode zu erschrecken. Dabei kam ein kleiner Russel zu Soa, offensichtlich von Frühlingsgefühlen getrieben, die er auch prompt versuchte auszuleben. Autsch, das gab Haue! Das entsetzte Frauchen brabbelte etwas von aggressivem Hund und der Kleine will doch nur spielen. Hallo? Geht's noch? Also Entschuldigung, meine Liebe, wenn mir hier aus dem Nichts irgendein Kerl an die Wäsche wollte, würde ich auch nicht gerade zimperlich mit ihm umgehen. Da könnte der mir 100 mal was von spielen erzählen. *tztztz*... Sachen gibt's *Kopf schüttel*. Schon Sekunden später spielte mein "aggressiver" Hund hingebungsvoll mit einem Jack-Russel-Mädchen :-). So langsam keimt in mir der Verdacht, mein Mädel steht nicht auf Jungs.
Am späten Nachmittag stand das Jumping auf dem Plan. Diesmal wurde das Feld von hinten aufgerollt, was bedeutet, wir waren vor den Minis dran *schluck*. Ja Mist, keine Gelegenheit mehr zum Abgucken :-/. Die Parcoursbegehung erschien mir unter der genialen Anleitung gar nicht mehr soooo schwer und ich war guter Dinge. Dies hatte sich allerdings schlagartig erledigt, als ich, das Ganze von außen betrachtend, einen Sacktunnel erblickte, bei dem ich der felsenfesten Überzeugung war, dass der im ganzen Leben bei der Begehung da nicht gestanden hatte!!! Die Verwirrung war perfekt, war ich doch tatsächlich mindestens 5 mal an dem Teil vorbei gerannt. So etwas nennt man, glaube ich, galoppierende Alzheimer. So denn... und nun wir... *seufz*. Erneut war mein Ziel, Soa kontrolliert über den Kurs zu lotsen und in erster Linie auch überhaupt im Parcours zu behalten. Es klappte *freu*!!! Mein kurzes Zögern an Nr. 4 nahm sie mir nicht übel, fragte einfach noch mal kurz nach, wo es denn nun lang gehen sollte und alles ging glatt *gg*. Damit war mein Tagesziel mehr als erreicht. Dass wir in beiden Runden jeweils die langsamsten 0-Fehler-Läufer waren, war mir eigentlich völlig wurscht. Alleine die Tatsache, dass mein Hund im Parcours nicht auf und davon ging hatte mich schon wunschlos glücklich gemacht und ich hätte sogar auch mit 3 x Dis leben können. *Hach*... meine kleine Wildwutz nahm soooo viel Rücksicht auf mich. Danke mein Herz!





Als dann noch bei der Siegerehrung für die Kombiwertung A0 zum Schluß das Team "Ingrid und Soa" aufgerufen wurden, hätte es mich fast aus den Schuhen gehauen. Wir hatten G-E-W-O-N-N-E-N!!! Wenn ich mit allem gerechnet hätte, damit gewiss nicht. Uff... als planloser Anfänger gleich mit so einem Ergebnis aufzuwarten, DAS KANN NICHT GUT SEIN! Bisher hatten unsere Trainingsleistungen immer noch reichlich Verbesserungspotential. Nun sind wir ja mächtig unter Zugzwang geraten. 


Aber ich muss gestehen, das Dauergrinsen hielt sich noch für Stunden im Gesicht und vor lauter Stolz war die Körbchengröße mindestens auf gefühlte Doppel-D angeschwollen ;-) - aber auch nur gefühlt. Die Fotos, die der beste Mann der Welt in hinreichender Zahl geschossen hatte, sprechen da eine ganz andere Sprache: Es ist nicht zu übersehen - nach dem gescheiterten Versuch, mir über Winter die Falten glatt zu fressen, folgen nun unweigerlich nicht nur die Gesichtszüge der Schwerkraft *args*. Das muss dringendst geändert werden... *lang grübel*. Keine Fotos mehr von mir, sondern nur noch von dem hocheleganten, sportlichen und höchst fotogenen Hund oder Chef läuft die Turniere und ich knipse. Jaaaa genau... das isses, Punkt!!!



Den krönenden Abschluss der Veranstaltung bildete ein respektabler 4. Platz meiner Mannschaft und ein großartiger 2. Platz der 2. Mannschaft unseres Vereins. Ein Ergebnis das sich bei einem Starterfeld von 18 Mannschaften durchaus sehen lassen kann.

So hatten wir einen rundum perfekten Tag (von dem morgendlichen Faux Pas einmal abgesehen - der kleinen Pissnelke sei verziehen) und wir haben summa summarum alles richtig gemacht. Dazu eine mächtig große Portion Glück und bis jetzt immer großartige Trainer. Mal sehen, was die Zukunft noch so bringt. Als nächstes steht jetzt die Begleithundeprüfung an... und danach rocken wir die A3... *totlach*... man wird ja mal träumen dürfen *gg*. Nee, nee, nee, zuerst muss ich mal den Hebel finden, der beim Laufen die Handbremse löst. Eine drastische Reduktion meiner Fettplauze wäre da zum Beispiel schon mal ein guter Anfang ... und überhaupt, eins nach dem andern.

Um irgendwann einmal an die atemberaubenden Rundenzeiten der Könner heranzureichen, wäre sowieso in erster Linie Gehirnjogging angesagt, um den Parcoursverlauf, Füße, Körpersprache, Hirn und Hund in Einklang zu bringen. Denn planloses Gefuchtel und das permanente Zutexten des Hundes oder einfach nur ungläubiges hinterher glotzen haben mit klarer Führung recht wenig zu tun. Ach, wie gut, dass Hunde so anpassungsfähig sind! Soa hat's schon nicht leicht mit mir *seufz*.

Wir begeben uns zum Start und Elke behält zum Glück den Überblick :-). Wird man eigentlich irgendwann disqualifiziert, wenn mehr als 3 x beim Richter nach der Freigabe fragt?

Mein Herz rutscht in die Hose. Soa hat sich am Start festgeschnüffelt.

Einmal Unterboden bürsten bitte!

*Sabber*... ach, ist das aufregend!
Seit dem Kennenlernen der Wippe ist auch der Steg potentiell verdächtig, also lieber mal Eile mit Weile.

Oh, ein Tunnel, wie schön :-)


Letzte hilfreiche Tipps vom Coach. Oh je, in meinem Gesicht steht ein überdeutliches "HÄ???"


Den Weitsprung nahmen wir beim letzten Training noch quer *hihi*
Die letzte Hürde


*Stein vom Herzen plumps*
Hm... ich dachte immer schwarz macht schlank. Diese Hose muss kaputt sein!!! *Grübel*... ich tausch die um :-/




Das gar nicht mehr so schlimme Kind auf Kuschelkurs und Frauchen überglücklich und megastolz aufs Kind :-) 


*ungläubig guck*... die haben sich doch bestimmt verrechnet *gg*

Ein origineller "Pokal", viel schöner als dieses Blech-Einerlei! Und dass Soa als Lohn ihrer Mühe nicht nur einen Keks bekam, sondern ein ganzes Pfund rohes Rindfleisch am Stück, versteht sich ja wohl von selbst :-)

Die gesammten Werke, die der beste Mann von allen geschossen hat:

Agility Frühlingserwachen 2011

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