Direkt einen Tag nachdem wir unser erstes offizielles Turnier in den Sand gesetzt hatten, waren wir in Ingelheim zu einem Funturnier gemeldet. Die Gelegenheit auszutesten, ob es bei Soa nur eine Abneigung gegen den Platz war oder ob sie eine Turnierphobie entwickelt hatte. Bei vorherigen Funturnieren hatte sie mit der Atmosphäre kein Problem. Auch als Turnierbesucher war sie bisher stets nur neugierig und begierig darauf, im Parcours mitzumischen. Vielmehr sie brannte darauf, anwesende Hunde nach Rasse, Größe und Farbe zu sortieren *lach*.
Nach der bescheidenen Erfahrung am Vortag machte ich mich, völlig ohne Erwartung mit dem besten Mann von allen sowie Rio (dem besten Hund von allen - jaaaawohl) als Verstärkung, auf den Weg. Soa sollte einfach nur laufen, sich wieder an das Turniergedöns gewöhnen und im günstigsten Fall auch merken, dass dort weder Schreckgespenster umtreiben noch aus irgendeiner Richtung Gefahr droht.
Bei Betreten des Platzes war Soa locker drauf. Hunde wurden inspiziert, Bekannte begrüßt und das Gelände erkundet. So quartierten wir uns in der Nähe des Startbereiches im Pavillon unserer Mannschaftskollegen ein. Bei der folgenden Begrüßung durch den Veranstalter wurden wir darüber aufgeklärt, dass Motivationsgegenstände im Parcours nicht erlaubt seien und Fehler, genau wie in offiziellen Turnieren gewertet würden. Es war offensichtlich, dass es sich hier, ganz anders wie in Heidesheim, um ein äußerst ernsthaftes Funturnier handelte. Funfaktor = verschwindend gering bis stark gegen null... hier stand der sportliche Ehrgeiz an erster Stelle. Sei's drum - Soa war in alt gewohnter Manier flippig aber entspannt und so würden wir das schon irgendwie bewältigen... oder auch eben nicht.
Kurz vor der Parcoursbegehung war Soa dann doch wieder das Schreckgespenst erschienen. Es musste dem wieder einmal übersteuerten Lautsprecher entstiegen sein - nicht so heftig wie zuvor in Dreieich, aber dennoch hatte es seine Wirkung nicht verfehlt. Mein Mädchen verdrehte wie schon tags zuvor die Ohren, die Konzentration war dahin. Das Auftauchen zweier frech kläffender Groenendaeldamen im Startbereich bestätigte ihre Befürchtung, dass uns der böse Geist des Belgierturniers bis nach Ingelheim verfolgt hatte. Fortan ließ sie die Umgebung nicht mehr aus den Augen... na toll *grmpf*.
Trotz allem war ich vollkommen entspannt. Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich eben doch gänzlich ungeniert. Da ist tatsächlich was dran :-). Nach der Freigabe verzichtete ich auf ein Bleib und wir legten sofort einen fliegenden Start hin. Noch vor der zweiten Hürde sprach ich sie zwar rechtzeitig für die Linkswendung an, aber der unselige Geist hatte ihr wohl gerade ein bedrohliches "Buh" ins Plüschohr geraunt und mich damit übertönt. So huschte sie einfach mit einem verschreckten Satz geradeaus in den Slalom. Egal, immerhin wollte sie arbeiten und Slalom macht ihr nun mal Spaß. So versuchten wir wenigstens dem Motto "Agility is fun" ein klein wenig Bedeutung zu verleihen und machten mit den Hindernissen nur das was ihr auch Spaß machte :-). Das Jumping verlief ähnlich kreativ. Trotzdem belegten wir in der A1 mit unseren beiden DIS unter 9 Startern noch den 8. Platz *lol* und durften sogar noch eine reich gefüllte Leckerlitüte nebst Urkunde mit nachhause nehmen.
Im Gegensatz zu manch anderem Hund macht ihr zumindest der Slalom Spaß und sie arbeitet ihn zügig und selbstständig... und notfalls auch ganz ohne mein zutun *gg* |
Endspurt... Soa war wieder ansprechbar und legte eine flotte Sohle aufs Parkett |
Nun denn, das sieht jetzt nicht gerade nach einer vielversprechenenden Agikarriere für uns aus, was nicht zuletzt auch auf meinen unorthodoxen Führungsstil auf mentaler Ebene zurückzuführen ist, wie mir kürzlich eröffnet wurde. Langsam sollten wir uns Gedanken machen, ob diese Art von Beschäftigung die geeignete für uns ist oder ob wir nicht besser ein paar Schafe für unseren Hütefreak organisieren. Bei Ingos eher praktischer Einstellung zu Nutzvieh werden diese aber mächtig Probleme haben, ihre Figur zu erhalten. Magersüchtige Schafe sehen zumindest geschoren nicht wirklich gut aus.
Bei Soa liefen die Wollträger wahrscheinlich eher Gefahr ein Leckekzem zu bekommen. Sie muss alles Erreichbare zuerst einmal ablutschen und nach Möglichkeit in Grund und Boden "pflegen". Unser genervtes Würstchen kann davon ein Lied singen. Zumindest hat die Kleine zu keiner Zeit mehr triefende Augen... allzeit spiegelblank geputzt *gg*.
Ihr Putzfimmel kennt nahezu keine Grenzen! So hatte sie vor einigen Tagen versehentlich auf dem Seitenstreifen des Wirtschaftsweges eine Maus umgerannt. Von den 17kg unseres Rattenhörnchens dahin gerafft, purzelte die Maus über den Asphalt und blieb regungslos liegen. Erstaunt untersuchte Soa das Unfallopfer und leitete unverzüglich Widerbelebungsmaßnahmen ein, indem sie das kleine, graue Etwas von vorne bis hinten abschleckte und immer wieder mit schief gelegtem Kopf von allen Seiten musterte. Ingo, Rio und sogar Sky hätten diesem Drama ein ganz anderes Ende beschert... *haps*. Ich forderte Soa leise auf, das Mäuslein doch besser in Ruhe zu lassen und unseren Weg fortzusetzen. Sie folgte bereitwillig. Schließlich wartete noch mehr Arbeit auf sie: sie konnte die anderen drei ja unmöglich noch länger ohne Aufsicht lassen ;-).
Die Maus, von der freundlichen Sanitäterin mit dem heißen Atem befreit, sprang auf und setzte zeternd ihren Weg fort, was Soa zwar bemerkte aber nicht mehr weiter interessierte. Ihre Prioritäten lagen längst wieder beim Hunde hüten. Ist sie nicht ein Schätzchen? Ja doch, das ist sie... zweifellos! Bei Ingo wäre die Maus auf jeden Fall ganz klar ein Fall fürs Mausoleum geworden ;-).
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