Montag, 13. Juni 2011

Was Soa mit Toyota gemeinsam hat: ...

... "Nichts ist unmöglich!"

So, jedenfalls, lautete einmal ein Werbeslogan dieses "Reiskochers" *gg* und auch unser Rattenhörnchen weiß noch immer zu überraschen, wenngleich auch nicht in höchst erbaulichem Maße. Ausnahmsweise kann sie aber wirklich nichts dafür, sondern vielmehr hat ihre Vergangenheit einen nicht unwesentlichen Anteil daran, dass sie so ist wie sie nun mal eben ist.

Nach den vergangenen, ganz respektablen Trainingseinheiten, an denen sie sichtlich ihre Freude hatte, meldete ich uns zu unserem ersten offiziellen Agiturnier beim DKBS-Jahrestreffen in Dreieich an.

Früh morgens um 07: oo Uhr (also quasi mitten in der Nacht *hmpf*) machten wir uns, etwas müde aber gut gelaunt, mit unseren Mitstreitern auf den Weg. Soa verschlief fast die komplette Anfahrt.

In Dreieich angekommen wurden aus dem Auto heraus sofort alle gesichteten Belgiernasen, wie immer, ordnungsgemäß verbellt *seufz* - zweimal bei Ingo abgeschaut und schon verinnerlicht *noch mal seufz*. WAAARUM zum Teufel können sich diese Terroristen nicht einmal etwas Nettes oder gar Nützliches abschauen??? Als sie jedoch aus dem sicheren Auto heraus durfte, zeigte sie sich insbesondere von den riesigen, aufgebauschten Tervuerenrüden außerordentlich beeindruckt, verkniff sich jegliches Gekläff und trottete brav neben mir her. Kein Ziehen und Zerren an der Leine... seltsam. In der Regel gibt sie mir immer das Gefühl, dass einer meiner Arme mindestens 20cm länger geworden ist.

Das Einmessen absolvierte sie jedoch wider Erwarten mit Bravour und ließ sich locker von ein paar umstehenden Personen und der netten Richterin durchknuddeln. Nun ist es also amtlich: unser Rattenhörnchen misst sagenhafte 60cm, was selbst die Richterin kaum glauben konnte und dieses Gardemaß nochmals mehrfach akribisch überprüfte. Wow... 60cm bei 17kg... wenn das mal keine Modelmaße sind. Jaaaa OK, zugegeben, zum modeln fehlt noch ein wenig Oberweite. Aber auch das kann ja beim Junghühnchen noch werden *gg*. Ursprünglich wollte ich sie bei diesem Treffen auch zur Ausstellung melden, was ich aber dann doch bleiben ließ in der Gewissheit, sowieso das schönste Tervuerenmädchen zu haben, das diese Welt je gesehen hat. Was braucht's da noch eine richterliche Bestätigung? Geschenkt! *pfff*

Da wir bis zum Start noch Zeit hatten, vertraten wir uns ein wenig die Beine und erkundeten den schönen Turnierplatz. Soa bewunderte noch einige imposante aber freundliche Rüden, flirtete hier und da ein wenig, düste einige Male sehr gehorsam ohne Leine mitten im Trubel über eine THS-Strecke, die am Rand des Platzes aufgebaut war und turnte fröhlich über die Wippe, die am Rand des Parcours rum stand. So war ich guter Dinge, dass sie auch im Parcours mitarbeiten und nicht gar, wie so oft schon, eigenen Hobbys nachgehen würde. Die Parcoursbegehung stimmte mich noch zuversichtlicher. Ich konnte mir tatsächlich die Reihenfolge merken, was schon an ein Wunder grenzt, und glaubte auch, die kleine Hibbelige hier schön flüssig führen zu können.

Kurz vor unserem Start stieg natürlich meine Anspannung, was am anderen Ende der Leine keineswegs unbemerkt blieb. Im Startbereich wurde Soa direkt von einem großen Rüden in Empfang genommen, der sich, ihrer Meinung nach, bedrohlich über sie beugte und sie völlig einschüchterte. Also wichen wir ans hintere Ende bis zum Zaun zurück. Zu allem Überfluß gab es dann genau hinter diesem Zaun eine kurze Beißerei zweier Grönirüden, die von den schreienden Haltern unterbunden wurde. Durch deren Maßregelung schrieen nun auch die Hunde. Soa war geschockt - solche Keilereien findet sie äußerst überflüssig und versucht ihnen immer großräumig auszuweichen und vor Schmerz oder Schreck jaulende Hunde sind bei ihr ein absolutes no go. Im gleichen Moment schepperte dann auch noch eine Frauenstimme aus dem übersteuerten Lautsprecher direkt neben uns, begleitet von Gejohle und Applaus und um mein Sensibelchen war's geschehen. Sie kniff soweit den Schwanz ein, dass er fast beim Hals wieder zum Vorschein kam, schaltete das Allradgetriebe und den Turbolader ein und wollte mit fliegenden Fahnen nur eins: bloß weg hier! Derart verschreckt hatte ich sie noch nie erlebt. Von diesem Moment an horchte sie nur noch angespannt auf jedes Geräusch und beschloss, dass selbst eine zugeschlagene Autotür außerhalb des Geländes mit Sicherheit todbringend war. Sie stand so unter Strom, hätte ich nur gehüstelt, sie wäre in hellem Entsetzen aus dem Fell gesprungen.

In diesem wenig hilfreichen Zustand waren wir dann an der Reihe. Ich nahm das Geschirr ab und wagte nicht einmal zu hoffen, dass sie am Start warten würde. Sie blieb aber, wenn auch mit nach hinten gedrehten Ohren, tapfer sitzen und erbrachte so gesehen hier eine echte Glanzleistung. An eine Führung im Parcours war allerdings nicht mehr zu denken. Ich ließ sie einfach nur laufen, die Richtung stimmte grob. Auf der A-Wand oben angekommen, nutzte sie ihre erhöhte Position gleich, um eingehend die Umgebung zu sichern. Dann wählte sie die Wippe, die ihr in der Nähe des Ausgangs recht passend erschien und arbeitete zum ersten Mal seit langer Zeit eine perfekte Kontaktzone, von der sie, zur hellen Freude der Fotografen *g*, kaum noch herunter zu bewegen war. Dann aber schnell noch der Zielsprung und mit unserem ersten offiziellen Dis ging es nix wie raus.

Das war er nun, unser erster Turnierstart... ein sehr individueller Parcours und ein völlig verängstigtes Kind, das einem einfach nur leid tat. "Agility is fun" sollte wahrlich anders aussehen. Mit einem Dis durch ihre sonst übliche, flippig-freche Ader hätte ich weitaus besser leben können. Das darauf folgende Jumping wollte ich am liebsten sofort canceln. Der Vorschlag der Richterin, zur Motivation gleich ein Dis mit Spielzeug oder Leckerlis zu laufen war jedoch einen Versuch wert. Und nachdem sie sich wieder entspannt hatte, wagten wir einen erneuten Start. Leider war sie auch damit nicht zu überzeugen. So nahm sie sehr elegant noch die ersten 3 Hürden, lief am Tunnel vorbei, schlug dann den direkten Weg zu unserem Sessel ein und schickte sich an, dort über die Absperrung zu klettern. Um sie nicht wieder zu diesem höchst bedrohlichen Platz zurückbringen zu müssen, hob ich sie über den Zaun und drückte sie einer leicht irritierten Elke in den Arm, die dort bereit stand um mir eine Leine zu reichen. Ich habe keinen Schimmer, welche Art von Geist ihr in dem Startbereich erschienen war. Aber eines ist klar, wenn sie der Meinung ist, dass dort ein Tervueren mordender Geist umtreibt, dann hat sie damit auch verdammt noch mal Recht.





Beim Ausklang dieses denkwürdigen Turniertages, den wir am besten schnell aus unserer Erinnerung verbannen sollten, prangen also auf unserer Leistungskarte die ersten 2 Dis, wir sind um eine weitere Erfahrung reicher und ich hab wieder was gelernt: Auch ein freches Rattenhörnchen hat seine sensible, oder sollte ich besser sagen hysterische Seite... und...: NICHTS IST UNMÖGLICH *seufz*.

Dass unser unrühmliches Treiben sogar fotografisch dokumentiert wurde, verdanke ich einer lieben, fleißigen Leserin unseres Blogs. Sie hätte sich unser "schlimmes Kind" mit Sicherheit auch anders vorgestellt *gg*. Vielen lieben Dank für die Fotos, hab mich sehr gefreut, Dich kennen zu lernen!!!

Am Start ist Soa zu allem bereit, zumindest was einen fliegenden Start in den sicheren Sessel angeht. Ein glücklicher Hund sieht anders aus :-(

Wenn ich groß bin werd' ich Luftraumbeobachter.
Ihr Stress ist nicht zu übersehen... armes Kind. 
Na ja, 2 on 2 off geht etwas anders, aber freiwillige (Dauer-)Kontaktzone, das gab's noch nie... war doch mehr sowas wie ein Sitzstreik :-/

Nach langem Schlottern und Sabbern völlig erledigt eingeschlafen

Bin wach, können wir endlich nachhause?

Wie sehr genoss Soa später Zuhause unsere lang ersehnte Hunderunde mit der ganzen Bande. Sie drehte völlig entfesselt und unermüdlich ihre Runden, versuchte dabei Rio in Schach zu halten und Ingo zu etwas mehr Eile anzutreiben ohne dabei die Umgebung aus den wachsamen Mandelaugen zu verlieren. Alles musste im vorbei düsen untersucht werden. Dabei raste sie kurz eine Abzweigung im Feldweg nach unten und verschwand für einen kurzen Moment außer Sichtweite. In eben diesem Moment fiel dort ein Schuss... vollkommen handlungsunfähig war ich noch nicht einmal in der Lage zu schreien... einfach nur ungläubig erstarrt... . Ich kann nicht sagen wie lange es dauerte, vielleicht 2 Sekunden, vielleicht mehr oder auch weniger? Für diesen Augenblick hatte ich jegliches Zeitgefühl verloren. Der gigantische Stein, der mir vom Herzen fiel, als Soa fröhlich, wohlbehalten und ohne einen Kratzer zurück gehüpft kam, hatte jedenfalls ebenso unbeschreibliche Dimensionen. Ob nun dieser Schuss als Warnung gedacht war oder ob dieser ... um dafür das passende Wort zu finden müsste ich meine Erziehung vergessen - nennen wir ihn also einfach Crétin,  schlicht und ergreifend vorbei geschossen hatte, werden wir wahrscheinlich nie erfahren. Auch am nächsten Tag verfolgte besagter Crétin unsere Gassirunde mit dem Jeep und ließ an seinen Absichten wenig Zweifel aufkommen. Da ihm vor etwa 3 Jahren in unmittelbarer Nähe unseres Hauses schon ein wunderschöner Maincoon-Kater zum Opfer gefallen war, kann man die Version mit dem Warnschuß getrost vergessen. Er hatte Soa lediglich verfehlt... sie wäre um ein Haar tot gewesen... weg... einfach so, von einer Sekunde auf die andere!!! Irgendwie kann ich das alles gar nicht fassen. Was für ein Obera... und was für ein besch... Tag!

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